Reden vor großen Gruppen

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Gelegentlich kommt es vor, dass ich Reden vor großen Gruppen halten muss. Das Besondere liegt für mich darin, dass meine Stimme verstärkt, dass mein Gesicht mit einer Kamera auf eine Leinwand projiziert und dass mein Lampenfieber in der Regel etwas größer ausfallen wird. Im Laufe der Zeit habe ich folgende Strategien für den Umgang mit dieser Situation entwickelt.

Umgang mit Aufregung

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Das A und O im Umgang mit dem Lampenfieber ist für mich eine gute Vorbereitung. Sie gibt mir die Sicherheit, die ich verzweifelt in den letzten Stunden vor einem Vortrag suche. Außerdem bin ich immer die ersten zehn Minuten der Veranstaltung im Saal. Am liebsten stehe ich nah an der Bühne und schaue auf die Menge, um einen Eindruck von der Atmosphäre zu bekommen. Als Pastor befinde ich mich häufig an Orten, an denen zunächst einmal gesungen wird. Auch das hilft mir sehr. Ansonsten versuche ich mir kurz vor dem Auftritt, Zeit zu nehmen, einfach nur bewusst zu atmen. Bekomme ich den Atem beruhigt, so bekomme ich den ganzen Körper beruhigt und es ist fast ausschließlich der Atem, an dem der Zuhörer Deine Aufregung ablesen kann! Dann geht es endlich auf die Bühne und die ersten Minuten beginnen.

Die ersten Minuten auf der Bühne

Stehe ich oben, versuche ich dem Versuch zu widerstehen, sofort mit dem Reden anzufangen. Ich suche den Monitor zu meinen Füßen und schaue erst einmal, ob die Kamera mich schon eingefangen hat. So lange muss ich auf jeden Fall warten. Aber auch, wenn es gar keine Kamera gibt, versuche ich anzukommen, Blickkontakt herzustellen, einzuatmen. Dann geht es los und ich bin immer bemüht, für die ersten Sätze das Publikum anzuschauen. Das Einfachste für mich ist, wenn ich noch nicht vorgestellt wurde. Wer ich bin, was ich so mache, das Alles kann ich locker vom Hocker und ganz frei erzählen, ohne ein Skript zu brauchen. Aber Vorsicht: das muss nach 3-5 Sätze zu Ende sein und dann musst ich wissen, wie ich den Bogen zu meinem ersten Satz auf dem Skript bekomme! Wenn schon alles über mich erzählt wurde, erzähl ich einen Witz, eine Anekdote, etwas, das ich mit der Stadt verbinde, oder das mir auf dem Hinweg passiert ist. Wenn das zu kauzig wirken könnte, lerne ich wenigstens die ersten drei Sätze meines Skriptes auswendig!

Wo soll ich hinschauen?

In der Regel stehst Du auf einer erhöhten Bühne, die gut ausgeleuchtet ist und es Dir unmöglich macht, irgendetwas Konkretes im Saal zu erkennen. Sprich: Du siehst nichts, während jeder Dich sieht. Das hat mich anfangs massiv irritiert. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, immer wieder in gewissen Abständen beim Reden aufzuschauen und bestimmte Punkte ganz hinten, ganz vorne, ganz rechts oder links zu fixieren. Ich vermeide den konkreten Blick in die Kamera, blicke aber häufiger in Richtung Kamera, knapp an ihr vorbei. Das ermöglicht den Leuten der Videoregie, Dich gut einzufangen, ohne dass der Zuschauer, sich von meinem 3 mal 6 Meter große gebeamten Gesicht ertappt und beobachtet fühlt. Für den Umgang mit der Kamera ist es noch hilfreich, dass man lieber keine karierten Hemden tragen sollten. Sie verwischen häufig das Bild auf der Leinwand. Aber das hat sich mit der aktuellen Technik eventuell auch überholt.

Wohin mit den Händen?

Frau Merkel macht das im Prinzip ja richtig. Die Hände gehören immer in den Bereich oberhalb des Bauchnabels. Mir hat man in der Schule beigebracht, die Hände still zu halten. Nicht mit ihnen zu reden. Ich halte das inzwischen für einen riesigen Schwachsinn und benutze konsequent meine Hände. Ich bemühe mich, sie nie auf Hüfthöhe sinken zu lassen. Am Einfachsten fand ich es immer, wenn ich eine Fernbedienung, eine Bibel, Karteikarten in der Hand halten konnte. Inzwischen spreche ich am liebsten ganz frei. Dabei nutze ich als Ausgangsposition tatsächlich manchmal das Merkeldreieck, ansonsten lasse ich den Händen freien Lauf. Absolute No-Go’s sind: Hände in der Tasche, Arme verschränkt, Finger vor dem Mund. Nutze lieber Gesten, die Offenheit ausdrücken: ausgestreckte Arme, offene Hände. Und dann immer wieder zurück zum Merkeldreieck.

Die Tücken der Technik

Wenn Du Techniker hast, denen Du vertrauen kannst, nutze Krawattenmikrophone. In jedem Fall musst Du fragen, ob die Batterien frisch geladen sind und ob Du eine Sprechprobe haben kannst. Sollte ich kein Vertrauen in die Techniker haben, benutzte ich am liebsten ein Stativ mit Mikrophon. Ich kann mobile Mikrophone in der Hand nicht benutzen. Sie stören mich. Krawattenmikrophone haben den Vorteil, dass ich mobil bin und meinen Standort auf der Bühne wechseln kann.

Und ansonsten …

Ich durfte mal bei einem kleinen Kirchentag in Südafrika reden. Auf dem Weg zur Bühne riefen mir die Gäste zu “Enjoy yourself!”. Enjoy it! Es gibt zwei Typen von Menschen: die im Zuschauerraum, die manches besser können, besser wissen, besser machen als Du. Aber Du stehst heute oben! Du darfst etwas bewegen! Du darfst etwas gestalten. Enjoy it! Genieß es! Morgen bist Du vielleicht wieder nur Zuhörer!

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