Zehn Dinge, die ich nie wieder in einer Rede hören will

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Foto: Christian Rommert

1. Ich hatte nicht genügend Zeit zur Vorbereitung!

Ich habe diesen Satz in meinem Leben einige Male gehört und ganz ehrlich: niemals, nicht ein einziges Mal hat er bei mir Mitleid ausgelöst. Dafür aber die verschiedensten Formen von Ärger: Ärger über das schlechte Zeitmanagement des Redners, Ärger über die schlechte Selbstorganisation, Ärger darüber, dass da jemand nicht “nein” sagen konnte usw. Deshalb mein Tipp: sollte es wirklich so sein, dass Du nicht ausreichend Zeit hattest, behalt es für Dich und gib Dein Bestes, damit die Leute nicht merken, dass Du schlecht vorbereitet bist.

2. Ich bin noch im Jetlag/ habe Hunger/ bin so müde heute.

Dies sind einfach weitere Varianten von Punkt 1 und sie nerven. Komm gut vorbereitet! Dann passiert Dir so etwas nicht und wenn doch, sei so professionell, es die Leute nicht merken zu lassen.

3. Ich kann nichts sehen: das Bühnenlicht blendet!

Ja, Du stehst auf einer Bühne. Ja, das Licht blendet in 99 von 100 Fällen! Ja, es ist zu heiß und Du siehst nichts, aber: es gibt dennoch keinen Grund, weshalb das Publikum das wissen muss. Lauf herum! Geh von der Bühne ins Publikum. Lächle in das grelle Licht, aber halte Dich nicht mit Klagen auf. Denn die Alternative ist: das Licht ist aus, niemand sieht Dich oder Schatten verunstalten Dein Gesicht auf der Leinwand. Es gibt im Leben das leckere Graubrot nie ohne die harte Kruste… Sprich: Du kannst nicht ausgeleuchtet auf einer Bühne stehen, ohne dass die Scheinwerfer Dich blenden.

4. Das Thema meines Vortrages lautet…!

Es ist immer der erste Eindruck, der zählt. Dein Opener ist das Schaufenster zu dem, was gleich kommt. Es ist schlichtweg eine verschenkte Chance, bloß den Titel vorzulesen, den alle schon aus dem Programmheft erfahren haben. Warum nicht mit einem Blick in die Zukunft starten: “In zwanzig Jahren werden wir die innovativste Kirche Deutschlands sein und vielleicht werden sich Einige an diesen Tag erinnern! Denn es ist mein Wunsch, dass dieser Tag der Startschuss für … ist.” Oder mit einem Blick in die Vergangenheit: “Vor 15 Jahren hatten in Deutschland nur xx% der Haushalte Internet. Heute sind es yy%. Wie konnte solch eine massive Veränderung gelingen?”

5. Bitte macht Eure Handys, Tablets, Laptops aus!

Ja, ich bin ein großer Verfechter von Minimalismus, Aufmerksamkeit und ein Feind des Multitaskings, aber ich kenne kaum Veranstaltungen, in denen ich Leute davon abhalten möchte, Gedanken zu twittern, bei Facebook Lust auf Ideen von mir zu machen oder mein Handout schon mal zu downloaden und Anderen weiterzuempfehlen.

6. Könnt Ihr das lesen?

Die lesbare Schriftgröße für Powerpoints beträgt mindestens 25 – 30pt. Wähle diese Schriftgröße oder größer und Du brauchst nicht zu fragen!

7. Ich lese Euch das einmal vor.

Wenn Du Folien erstellst und sie einfach vorliest, wofür brauchst Du dann Folien? Die Folien müssen Marker, Kurzinfos enthalten, die im Vortrag ausführlich erklärt werden. Am besten nutze ein Verb und ein Substantiv oder eine Zahl. Es gilt: Auf die Folie kommt, was noch erklärt werden muss. Ist mit dem, was dort steht, schon alles gesagt und wird nachdem Du es laut vorgetragen hast, weitergeklickt, so kannst Du die Folie besser weglassen.

8. Ich fasse mich kurz.

Das ist ein Versprechen, an das sich die Wenigsten halten. Fasse Dich einfach kurz, indem Du aufhörst, darüber zu sprechen, dass Du Dich kurzfassen willst. Eine Predigt sollte nicht länger als 25 Minuten dauern. Die wenigsten Menschen verstehen es , andere Menschen mehr als 30 Minuten zu fesseln. Ich gehe davon aus, dass ich nicht zu der Minderheit von Rednern gehöre, die nach vierzig Minuten noch die Aufmerksamkeit von mehr als 20% des Publikums haben.

9. In Wikipedia steht zu unserem Thema …

Aufmerksamkeit erzeugst Du nicht durch Information sondern durch Emotionen! Die wenigsten Menschen berührt ein langer Lexikonartikel, die Passage aus dem Kommentar der exegetischen Reihe Deines Lieblingsprofessors oder ein mehrseitiger Artikel aus der FAZ. Fasse Dich mit notwendigen Informationen kurz und unterstreiche das Gesagte lieber durch eine gute Illustration, ein Bild oder einen Film.

10. Ich komme nun zum letzten Punkt.

Natürlich darfst Du das sagen! Aber nur wenn es wirklich stimmt! Und leider stimmt es in den meisten Fällen eben nicht und es folgen drei Unterpunkte, zwei Exkurse und drei kleine Geschichten. Aufgrund all der schlechten Erfahrungen, die wir gemacht haben, wissen wir, dass “Ich komme zum letzten Punkt!” eigentlich bedeutet: Oh, nein! Jetzt holt er noch einmal Luft und dann kommt er richtig in Fahrt.

Fazit:

Komm gut vorbereitet. Verhalt Dich professionell! Vermeide jede Form von Regieanweisungen und versuche zu berühren, nicht nur zu informieren. Und das Wichtigste: solltest Du mich mal irgendwann und irgendwo reden hören, sei barmherzig mit mir, denn auch ich habe die Tendenz, jedes der oben genannten Fettnäpfchen mitzunehmen, wenn ich einen schlechten oder auch nur mittelmäßigen Tag habe!

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